Einweihung der Nasspresse

Ein Kaffeetrinken der besonderen Art
Förderer und Unterstützer treffen sich in der Mühle
Es war schon ein buntes Völkchen, das sich am vergangenen Samstag (12.04.) im Versammlungsraum über dem Mühlengraben zur Einweihung und zur ersten (Schau-)Pressung der Nasspresse traf. Die Letztgenannte hatte noch 90 Minuten Zeit zur geistigen Vorbereitung auf die Vorführung, stand doch zunächst der Genuss Räbker heimgemachten Kuchens auf dem kulinarischen Beiprogramm unter dem Motto, ohne Mampf, keine Pressung.
Ohne Worte
Nach dem Willkommensworten des Vereins und einem kurzen Grußwort von Bürgermeister Rainer Angerstein, der den Mehrwertort Mühle mit seinen sozio-kulturellen Auswirkungen für die Gemeinde und für das regionale Umfeld beschrieb und einen Umschlag mit Inhalt überreichte, war der Vorsitzende des Fördervereins, Klaus Röhr, im Geschäft.

Die Vorgeschichte
Facettenreich und in allen Details – inklusive der humorvollen – erläuterte er die zeitlichen und inhaltlichen Abläufe zum maßstabsgerechten Nachbau des Artefaktes, das dem auf dem Papierboden bereits „arbeitenden“ und bei der GRÜNEN WOCHE in Berlin 2020 erprobten Deutschen Stampfgeschirr folgt. Dabei durfte der Gesamtzusammenhang zur/mit der Wassermühle und zum laufenden LEADER-Projekt nicht fehlen.
Vor gut einem Jahr, am 6. März 2024, startete ein Trupp Vereinsmitglieder in Richtung Niederzwönitz/Sachsen zum dortigen Technischen Museum „Papiermühle“.
Der Anblick einer robusten, einfach konstruierten Nasspresse als ein Systemvorgang zur Papierherstellung aus Lumpen reizte den Vorsitzenden zu dem Ausspruch : „Das Ding bauen wir selber!“ Eine Idee war geboren und ausgesprochen.
Im Jahr zuvor schon wurde das Papiermuseum in Lachendorf bei Celle und das Deutsche Erdölmuseum in Wietzen auf einer Tour in Augenschein genommen, um sich Tipps und Hinweise zum neu zu bearbeitenden Thema „Papiermüllerei“ zu holen.
Damit waren die Karten gelegt, und das berufspädagogisch-technische Netzwerk des Vereins wurde eingebunden. Schlag auf Schlag – von der Bestellung einer Trapezspindel (Durchmesser 70 mm) über das Fällen von Borkenkieferfichten im Elm inkl. Auf- und Bearbeitung bis zur Metallbearbeitung unter Zuhilfenahme von CNC-Technik.
Das Team Spezielle Operationen (oder auch Senioren-Talent-Pool genannt) als Auftraggeber- und ‑duchführer hatte über die Monate alle Hände voll zu tun. Am 14. März 2025 war das Ei gelegt, die neue Nasspresse war einsatzbereit und steht seitdem auf dem Papierboden (1. Etage).
Das war der Beitrag der Technik. Ebenso bedeutungsvoll ist jedoch der Einsatz der vielen. Eine Erinnerungstafel an der Nasspresse verewigt die Namen der Finanzierer – weit über 1.000 Euro wurden gespendet -, der Ingenieure, Techniker, Handwerker und Unterstützer. Nur so war es möglich, die Nasspresse nicht in das LEADER-Programm aufzunehmen und unabhängig von institutioneller Förderung als Objekt entstehen zu lassen. Einmal mehr haben Bürger und Bürgerinnen vorgelebt, wie eine gelingende Aufgabenerfüllung Freude macht und zum Ziel führt.
Der Förderverein empfindet darüber eine große Dankbarkeit, die mit einer Kaffeetafel an einem Samstagnachmittag nicht abgedeckt ist.

Rüdiger Hagen, nicht zu stoppen
Ein Profiler nimmt Maß
Nach einer kleinen Verschnauf- und Regiepause trat Rüdiger Hagen aus der Wedemark vor die Gäste. Er ist nicht nur der Mühlenbauer mit einem hohen Bekanntheitsgrad in der Szene („Mühlenpapst“), sondern ein ausgewiesener Mühlen-Profiler. Wie er im Dezember letzten Jahres gemeinsam mit Joachim Lehrmann, Hämelerwald, in der Mittelmühle (Mühle 7) bewiesen hat. Dieser Mühlen-Tatort dort birgt viele Geheimnisse. Nun liegt ein großer Teil davon offen und erklärbar vor, auch wenn über das Detailwissen hinaus die nötigen letzten Beweise nicht mehr vorhanden sind oder noch fehlen.
Als technisch-historischer Begleiter des Papierprojektes zündete Rüdiger Hagen ein Feuerwerk über den 3 Räbker Papiermühlen und verdeutlichte über Epochen hinweg die große Bedeutung und auch technische Raffinesse der dörflichen Papierproduktion aus Lumpen, die letztlich mit der zweitältesten Papiermaschine im Herzogtum Braunschweig im 19. Jahrhundert endete.
Erste Einzelteile für das Modell
Seine filigranen Handzeichnungen, die er für alle 3 Papiermühlen anfertigt und die zwei mitgebrachten Modelle im Format 1:25 — ein Deutsches Stampfwerk und einen „Holländer“ – riefen ein an den Gesichtern der Gäste ablesbares Erstaunen hervor. Jeder freut sich ab sofort auf das lauffähige Gesamtmodell der Fürstlichen Papiermühle zu Räbke.

Jeder darf mal pressen
Der Gang auf den Papierboden bildete den Abschluss eines Nachmittags, der noch einmal verdeutlichte, wieso die Papiermacherei als „weiße Kunst“ bezeichnet wird : der Goldstandard der Müllerei, und der Verein ist dabei.
Die Unterstützer und Macher standen jetzt von Angesicht zu Angesicht vor ihrer Nasspresse, durften sie betätigen und das mit den Namen versehene Messingschild im Eichenholz des Rahmens versenken.




Ein weiterer Meilenstein ist erreicht, der nächste folgt zugleich. Denn auch die Getreidemüllerei wartet im LEADER-Projekt auf ihre Vervollkommnung. Und jetzt darf man dreimal raten, wer den technischen Part übernimmt.
PS : Das oft zitierte LEADER-Projekt der Mühle Liesebach in der LEADER-Region Elm-Schunter trägt den Titel :
„Ertüchtigung der Wassermühle Liesebach als Dritter Ort für Geschichte und Technik der Mahl-und Papiermüllerei an der Schunter und in Ostfalen
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