Mühlengeschichte des Mühlendorfs Räbke
Die Amtsmahlmühle
Nach Joachim Lehrmann
Dieseherrschaftliche Mahlmühle (auch „Herrenmühle“) ist die zweite Mühle „von oben“ und die ehemalige Obermühle (Ass.-Nr. 93). Sie hat das Vorrecht auf zwei Gänge und wurde als Mahl- und Graupen- Grützmühle genutzt. 1623 : Heinrich Hohemann, „itzo der Ober Muller“. Hans Wanschape (wohl Vater des Ernst) hatte sie 1625 und noch 1666 pachtweise inne. Er wurde gelobt als guter Zimmermann, während sein Vorgänger als ein „Sänger und Zitterschläger“ in die Annalen einging. Jordan Wanschape wird 1663 als Obermüller und Zimmermann bezeichnet.
Henrich/Heinrich Wanschape ist 1682–1712 Obermüller auf der noch unterschlächtigen Mühle. Er bewirtschaftet zugleich die Mönchsmühle (Lehrmann, S. 160).
Erbregister Warberg von 1704 : „Die Obere Mühle zu Räbke ist die erste, welche an der Schunter liegt, undt wirdt durch dieselbe umgetrieben, ist unterschlechtig … deren Mahl Gäste sindt die Einwohner zu Lellm, sie kommen auch aus dem Ambte Jerxheim“ (Lehrmann, S. 215). 1729 Johann Daniel. 1734 Joh. Schönduve. 1744 wird ihr Müller Franz Bodemann genannt, der sich nicht am Krieg gegen Borcherdts Obermühle beteiligte. 1765 ist Pächter Franz Wilhelm Bodemann. Ihm wird um 1774 die Anlegung eines Ölganges genehmigt, was vom „Oelschläger“ Andreas Wahnschaffe angefochten wird.
Die Mühle wird vom benachbarten Papierfabrikanten Heinrich Christian Borcherdt (gest. 1797) erworben und vom Sohn Heinr. Friedr. Karl Borcherdt weitergeführt. Später aber ist sie vom Förster Siemens vom Brunsleberfeld ersteigert worden.
Auszug Räbker Chronik
Die Amtsmahlmühle ist die zweite Mühle „von oben“. Sie ist seit Sommer 2017 im Besitz von Dag Roleff. Mit vertretbaren Änderungen wird der Bericht hier dargestellt.
Oberhalb der Schenkenwiese liegen die beiden später erbauten Räbker Obermühlen. Auch hier liegt das gleiche Prinzip der Wasserversorgung für den Mühlenbetrieb vor wie bei der besprochenen Mönchsmühle. Direkt unterhalb der Mühlen verlief die Schunter, von der ein kurzer Mühlengraben oberhalb der Mühlen abgezweigt wurde um dann wieder in den Schunterlauf einzumünden, etwa dort, wo heute die beiden kleinen Teiche sind.
Dem Dorf zunächst liegt die ehemalige Amtsmühle, auch Köhlers-Mühle, oder Deneckens-Mühle nach ihrem jeweiligen Besitzer genannt, am Mühlenweg 130, mit der ASS-Nr. 93.
Diese obere Amtsmühle stellte in der Mitte des 20. Jahrhunderts ihren Mühlenbetrieb ein. Ende der sechziger Jahre wurden das marode Wasserrad und die Subsysteme entfernt. Noch in den zwanziger Jahren drehte sich das Mühlenrad als eine einfache Schrotmühle. Hierzu erzählte uns Rudi Kirchhoff die folgende kleine Geschichte über Herrn Willi Götsch, der sie ihm selbst so erzählte, geschehen in der Mühle von Hermann Denecke (Amtsmühle), etwa um 1918/1919.
Damals war Willi Götsch vier Jahre alt, und seine Oma hat die Rüben auf dem der Mühle gegenüber gelegenen Anger gehackt. Der damalige Müller Köhler gab nachher an, er sei gerade bei der Reparatur der Mühle gewesen, und darum hatte er den Schutz vom Mühlenrad entfernt. Die Oma hörte den kleinen Willi schreien, er war dem Mühlenrad zu nahe gekommen und im Wasser vom laufenden Mühlenrad erfasst und gegen die Wandung gequetscht worden. Es war eine oberschlächtige Mühle und die Welle war aus einem Eichen- oder Buchenstamm gefertigt und mit einem Stahlring gegen ein Aufspalten gefasst. Die Welle war auf einem gemauerten Wellenbock in einfachen Katzensteinen gelagert.
Die Oma konnte das schreiende Kind retten, aber ein Bein musste ihm abgenommen werden. Rudi Kirchhoff selbst erinnert sich, dass auch er das Rad freilaufend ohne Schutz in Erinnerung hat, ohne sich seinerzeit über die damit verbundene Gefahr bewusst gewesen zu sein. Man konnte dort auch wie bei der Ölmühle Willecke Forellen fangen.
Über diese obere „Warberger-Amtsmahlmühle“ sei hier noch Folgendes aus dem Erbenzinsregister, S. 192 angemerkt : Bedingt durch die Neugründung der Oberen Papiermühle (Ass-Nr.86 direkt vor der Haustür, von der Pächterin der am Schunterunterlauf gelegenen Mittleren Papiermühle (Ass-Nr.87) im Jahr 1708, begann bald Streit zwischen den Nachbarn wegen der Wassergerechtsamen. Auch der Wettbewerb der anderen Müller, die auf den drei Privatmühlen des Dorfes saßen, machte sich bemerklich. Zwar hatte die Amtsmühle das Vorrecht von zwei Gängen, aber die anderen Müller waren dazu übergegangen, den Leuten Korn und Mehl auf den Höfen abzuholen und anzuliefern, da sie als Reihebauern leicht Pferde halten konnten, der Amtsmahlmühle hingegen fehlte es an Eigenland. So durchbrachen sie die alte Gewohnheit der so genannten Tausch-Müllerei, nach der die Kunden selbst zur Mühle kamen, um Korn zu bringen und Mehl dafür entgegen zunehmen. Auch die üble Beschaffenheit des Mühlenweges, die die reguläre Bezeichnung „Schöningsche Heerstraße“ trägt, ließ die Lelmer ihr Korn lieber auf der neuen Kunststraße nach Königslutter fuhren, heißt es weiter im Erbenzinsregister. (Anm.: Die „neue Kunststraße“ ist die heutige Landesstraße L 641, die erst in der napoleonischen Zeit des Herzogtums Braunschweig entstanden ist).
Später, nach vielem Hin und Her, gewann schließlich diese Mühle gegenüber der Konkurrenz der drei anderen Mahlmühlen, auch gegenüber ihrer Nachbarin, der Oberen Papiermühle, sie blieb als einzige in Betrieb. Wie wir gesehen haben, drehte sich ihr Rad noch in den zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts. Das genaue Datum der Betriebsaufgabe ist uns nicht bekannt.