Wenn Geistlichkeit auf Müllerei trifft

Was ist ein Dom­ka­pi­tel ?

Mül­le­rei und Mönch­tum sind geschicht­lich eng ver­bun­den. Das weiß ein jeder, der schon ein­mal die Müh­le Lie­se­bach besucht hat und über das Grün­dungs­da­tum am 14. Sep­tem­ber 1236 gebrieft wur­de. Schließ­lich waren es die weiß­ge­klei­de­ten Was­ser­mön­che – die Zis­ter­zi­en­ser –, die von Mari­en­tal aus­ge­hend etwa 30 Jah­re davor die ers­te Was­ser­müh­le im 7‑Müh­len-Dorf gegrün­det haben. Die so genann­te Mönchs­müh­le, heu­te Hof Rosen­blatt, und die auch für den Müh­len­gra­ben ver­ant­wort­lich zeich­nen.

Weni­ge Jah­re spä­ter hat­ten die Bene­dik­ti­ner des Helm­sted­ter Klos­ter St. Lud­ge­rus aus­rei­chend Tech­nik von ihren Amts­kol­le­gen gelernt, so dass sie sich sel­ber an einen Müh­len­bau wag­ten. Die Müh­le Lie­se­bach war als Amts­mahl­müh­le ent­stan­den.

Das Netz­werk gab es schon
So mag es nie­man­den ver­wun­dern, dass auch heu­te noch heim­li­che, über­sinn­li­che Kno­ten­punk­te zur Begeg­nungs­stät­te St. Lud­ge­rus, zu des­sen Geschäfts­füh­rer Wer­ner Thei­sen, zu Pfar­rer Tho­mas Jung und zur katho­li­schen Gemein­de in Helm­stedt bestehen und so man­ches dor­ti­ge Gemein­de­glied die Was­ser­müh­le bereits bei Fei­ern und Begeg­nun­gen von innen gese­hen hat.

Und war­um soll man nicht auch den Bezug zum öku­me­nisch orga­ni­sier­ten Braun­schwei­ger Jakobs­weg und das dazu­ge­hö­ri­ge Netz­werk aus­nut­zen, wenn man die Chan­ce dazu hat ?

Adolf Poh­ner, ehe­ma­li­ger Hil­des­hei­mer Dom­ka­pi­tu­lar und Pfar­rer im Ruhe­stand, hat­te vor Jah­ren bereits den Jakobs­weg in Räb­ke „berührt“ und in der lau­fen­den Woche ein Tref­fen mit ehe­ma­li­gen Pries­ter, Kapi­tu­lar-Kol­le­gen und 2 Beglei­te­rin­nen in St. Lud­ge­rus orga­ni­siert. Die Müh­le Lie­se­bach stand des­halb aus gutem Grund am Mitt­woch (26.06.) auf dem Pro­gramm der hohen Geist­lich­keit aus dem Bis­tum Hil­des­heim, zu dem ja auch unse­re katho­li­schen Gemein­den der Regi­on dies­seits der Gren­ze zu Sach­sen-Anhalt gehö­ren.

Die Kuchen­bä­cke­rin­nen des Tages hat­ten wohl bei ihren Back­küns­ten an die Lei­bes­fül­le eines gewis­sen Bru­ders Tuck aus den Geschich­ten um Robin Hood gedacht, als sie die Kuchen­men­ge pro­du­ziert haben. Oder sie waren in beson­de­rer Wei­se dem Schrei­ber­ling die­ser Zei­len wohl­ge­son­nen, denn er wird regel­mä­ßig zu nach­hal­ti­gem Res­te­ver­zehr ein­ge­teilt.

Jeden­falls trug das Geba­cke­ne zur über­aus guten Stim­mung in der christ­li­chen Run­de bei, die nach einer knap­pen per­sön­li­chen Vor­stel­lung der Anwe­sen­den der bild­haft vor­ge­tra­ge­nen Prä­sen­ta­ti­on des Vor­sit­zen­den des För­der­ver­eins lausch­te.

Wer kennt wen ?
Schnell waren „alte Geschich­ten“ und His­tör­chen mit tat- und sprach­kräf­ti­ger Unter­stüt­zung von Bür­ger­meis­ter und evan­ge­li­schem Kir­chen­vor­stands­mit­glied Rai­ner Anger­stein aus der leben­di­gen Erin­ne­rung zu Per­so­nen aus­ge­tauscht. Eini­ge Infor­ma­ti­ons­strän­ge aus dem Kir­chen­ge­sche­hen lau­fen durch­aus im Kreis­dorf Räb­ke zusam­men, und den viel her­um­ge­kom­me­nen ehe­ma­li­gen Ver­ant­wor­tungs­trä­gern aus dem Bis­tum Hil­des­heim waren die Gescheh­nis­se und Per­sön­lich­kei­ten aus dem Groß­raum Räb­ke durch­aus bekannt.
Wenn man zum Bei­spiel sel­ber in Bad­de­cken­stedt oder in Quer­um oder Dor­stadt „gedient“ hat oder aus Schö­nin­gen stammt oder sogar Ver­wand­te in War­berg hat, fin­det man schnell gemein­sa­me Bekann­te, und die Räb­ker müs­sen gar nicht mit einem Urahn des Bau­haus-Grün­ders Wal­ter Gro­pi­us auf­war­ten, der in Räb­ke Pfar­rer war. Es war schon aus­rei­chend, auf Doris Gaß­mann hin­zu­wei­sen, die die Heim­volks­hoch­schu­le Räb­ke – jetzt Heim der Fami­lie Katt – gelei­tet hat und als ers­te Frau in der Braun­schwei­gi­schen Lan­des­kir­che ordi­niert wur­de. Oder auf den Hil­des­hei­mer Dom­mu­sik­di­rek­tor Tho­mas Vie­zens zu kom­men, der aus Nord-Elm stammt und in jun­gen Jah­ren ein Vol­ley­ball-Mit­spie­ler beim TSV Räb­ke war.

Ein ehr­li­ches Lächeln pro­du­zier­te die katho­li­sche Bemer­kung, dass in der heu­ti­gen Zeit auch die evan­ge­li­sche Kir­che in der Dia­spo­ra ange­kom­men sei. Womit die katho­li­schen Chris­ten bereits jahr­zehn­te­lan­ge Übung haben und aus­ge­wie­se­ne Ken­ner der Sze­ne sind und waren.

Der Las­ten­fahr­stuhl inter­es­siert immer

Der sich anschlie­ßen­de, zügig durch­ge­führ­te Rund­gang über die Stock­wer­ke der Müh­le bei lau­fen­den, vom Müh­len­rad ange­trie­be­nen Sys­te­men und ruckeln­dem Was­ser­rad bil­de­te den Abschluss von gut 2 Stun­den herz­li­cher und humor­vol­ler Kom­mu­ni­ka­ti­on, wie sie hof­fent­lich nicht nur unter christ­lich ori­en­tier­ten Men­schen in die­sen auf­re­gen­den Zei­ten statt­fin­det.

Beur­kun­de­ter Besuch — noch nicht auf Räb­ker Papier

Der Weg der Grup­pe führ­te dann als Abschluss der Tages­ver­an­stal­tun­gen ins Reit­lings­tal, wo bei herr­li­chen Wet­ter und kla­rem Blick von der Höhe auf Was­ser, Elm und Grün­land im Bier­gar­ten gespeist und getrun­ken wur­de. In einem Akt täti­ger Nächs­ten­lie­be eines Pro­tes­tan­ten wur­de der „Anfüh­rer“ der katho­li­schen Chris­ten und Chris­tin­nen noch mit einer nach­ge­brach­ten, zunächst ver­ges­se­nen Kopf­be­de­ckung ver­sorgt. Denn kei­ne Rück­kehr ins Klos­ter St. Lud­ge­rus ohne Kopf-Ornat.

Dan­ke für den Besuch und den fröh­li­chen, offe­nen Aus­tausch ! Noch sind die Kir­chen nicht ver­lo­ren. Der Segen muss nur an die Men­schen, beson­ders an die jun­gen Men­schen, tätig wei­ter getra­gen wer­den.

Mer­ke :
DOMKAPITEL

Das Dom­ka­pi­tel ist eine Gemein­schaft von Pries­tern, deren ers­te Auf­ga­be es ist, die fei­er­li­chen Got­tes­diens­te in der Kathe­dral­kir­che durch­zu­füh­ren. Außer­dem berät und unter­stützt das Dom­ka­pi­tel den Bischof. Die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz hat dem Dom­ka­pi­tel dar­über hin­aus die Auf­ga­ben des kir­chen­recht­lich vor­ge­schrie­be­nen Col­le­gi­um Con­sul­torum über­tra­gen.

Das Hil­des­hei­mer Dom­ka­pi­tel besteht aus acht Dom­ka­pi­tu­la­ren : dem Dom­de­chan­ten, fünf resi­die­ren­den und zwei nicht­re­si­die­ren­den Dom­ka­pi­tu­la­ren. Die Dom­ka­pi­tu­la­re wer­den vom Bischof ernannt.

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