Bau einer Nasspresse

Wie in Niederzwönitz / Sachsen eine Idee entstand …
… und heute verwirklicht auf dem Papierboden steht.
Es ist noch kein Jahr her, dass sich eine Busladung Räbker Müller und Müllerinnen Richtung Erzgebirge aufmachte, um der ältesten noch funktionsfähigen Papiermühle Deutschlands in Niederzwönitz / Erzgebirgskreis einen Besuch abzustatten. Eine Tagestour, die sich gelohnt hat, war doch die Reisegruppe zu der Zeit noch ziemlich „unbeleckt“, was die Produktion von Papier aus Lumpen betraf. Mit Ausnahme der beiden Papierfrauen, die uns in diesem Fachwissen und ihrer Praxiserfahrung weit voraus sind und diesen Tag daher eher als persönliche Weiterbildung abbuchen konnten.
Nachdem wir bereits ein Jahr zuvor das in Lachendorf beheimatete Haus der Papiergeschichte und das Deutsche Erdölmuseum in Wietze auf der Tagesordnung hatten, um uns in erster Linie museumspädagogischen Ratschläge abzuholen, entstand exakt in Niederzwönitz der Impuls, zum bevorstehenden LEADER-Projekt der Mühle mit eigener Hände Arbeit beizutragen.
„Wir bauen die Nasspresse selbst“
Dieser Satz des Vorsitzenden des Fördervereins – ausgesprochen bei der Betrachtung der historischen Nasspresse im Ausstellungsraum des Technischen Museums – war der Auftakt zu intensiven Überlegungen zum Wie, zu dann folgenden Materialbestellungen und zur anschließenden ehrenamtlichen Beauftragung von Technikern, Meistern, Ingenieuren und weiteren Machern aus dem TSO (Team Spezielle Operationen) und darüber hinaus.









Zwischenzeitlich war die Finanzierung durch großzügige Spenden bereits geklärt, sodass keine LEADER-Mittel „geopfert“ werden mussten.
Ein Netzwerk lebt : Was klein beginnt
Mittlerweile ist diese Vorgeschichte zur Nasspresse Historie. Sie steht aufgebaut im ostwärtigen Teil des Papierbodens der Mühle Liesebach und wartet nur noch auf die letzten Detailbearbeitungen wie Anstrich und natürlich auf die Ausgangsstoffe zur Papierherstellung. Diese werden uns aus Lachendorf / Papierfabrik Drewsen geliefert.





Wie bedeutungsvoll waren doch die Besuche in Lachendorf und Niederzwönitz, und wie angenehm fühlt es sich an, jetzt ein hilfsbereites, engagiertes Netzwerk von sächsischen und niedersächsischen Gleichgesinnten in der eigenen Räbker Bütte zu haben !
Wir freuen uns schon auf den Besuch der Sachsen und der Heidjer in der Mühle Liesebach !
Neben dem Deutschen Stampfwerk, dem so genannten Räbker Vierzylinder, verfügt der Verein nunmehr mit der Presse über eine zweite Gerätschaft zur praktischen Visualisierung verschiedener Prozessbestandteile der Papierherstellung ! Ein ausschlaggebender Punkt ! Ist es doch die Absicht, Anfassbares und Bewegliches mit dazugehöriger Größe zu liefern und den statischen Anteil der Präsentation möglichst klein zu halten.
Aus einer schriftlichen Gefühlsäußerung des Vorsitzenden :
Am vergangenen Mittwoch (5. Februar) war es so weit : Engagierte Mitglieder unseres Teams Spezielle Operationen (TSO) haben die Montage der Nasspresse erfolgreich abgeschlossen ! Ein bedeutender Meilenstein, der mit viel Know-how und Leidenschaft erreicht wurde.
Gestern hatte ich Gelegenheit, das energieumsetzende System genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Presse läuft erstaunlich leichtgängig, weist im Trapezgewindetrieb jedoch bewusst eine Selbsthemmung auf – ein cleveres Detail. Was mich besonders beeindruckt hat, ist die harmonische Geometrie des gesamten Konstrukts.
Ihr neuer Standort im östlichen Teil des großen Raumes ist nicht zufällig gewählt : Hier soll sie symbolisieren, dass die Presse im historischen Produktionsprozess erst nahezu am Ende zum Einsatz kam. Um die Konstruktion zu vervollständigen, erhält sie nun noch einen farblosen Anstrich. Ein weiteres Plus : Für Ausstellungen lässt sie sich problemlos zerlegen und transportieren.
Ein paar Dinge fehlen noch, aber sie sind bereits unterwegs : Papierbögen in den traditionellen Braunschweiger Maßen (31 cm x 39 cm) sowie passende Filzbögen – dann ist alles komplett.
Der Ursprung dieser Idee liegt in einem Besuch in Niederzwönitz im März 2024. Was folgte, waren intensive Recherchen und die Aktivierung unseres Netzwerks aus Sponsoren, kreativen Ingenieuren, Technikern und herausragenden Handwerkern. Von Ende Oktober 2024 bis jetzt entstand so ein echtes Highlight, das unsere Bemühungen perfekt ergänzt.“
Aus der KI (ChatGPT):
Was ist eine Nasspresse in der Papierherstellung und wie funktioniert sie ?
Historisch gesehen war die Nasspresse ein zentrales Werkzeug im Prozess der handwerklichen Papierherstellung. Nachdem aus Lumpen oder anderen pflanzlichen Fasern eine feuchte Papierpulpe hergestellt und auf einem Sieb (dem sogenannten Deckel) zu einem Bogen geformt wurde, war dieser Bogen zunächst sehr wasserhaltig und instabil. Hier kam die Nasspresse ins Spiel.
Zusammengefasst war die Nasspresse ein entscheidendes Element in der historischen Papierherstellung, das durch das gezielte Entfernen von Wasser die Basis für ein stabiles, gut strukturiertes Papier schuf.
Ich bin echt begeistert von dieser tollen Idee 👍!
Danke, Helge. Schritt für Schritt wollen wir die Räbker Mühlengeschichte, hier die Abteilung “Papier”, erlebbar machen.
Herzliche Grüße aus dem Papiermacherdorf !
Idee und Umsetzung auch für einen interessierten Laien sehr gut gemacht und kommentiert
Lieber Herr Kukawka,
danke für die belobigende Bemerkung. Hier arbeitet eine Gruppe ehrenamtlich mit Herz und Verstand auf vielen Ebenen eng zusammen. Und auch diese Website ist solch ein “Produkt”.
Sie kennen die Mannschaft ja zum Teil.
Herzliche Grüße aus dem 7‑Mühlen-Dorf !