Mühlengeschichte des Mühlendorfs Räbke

Die Ölmüh­le

Aus­zug Räb­ker Chro­nik

Die

Ölmüh­le ist mit­ten im Dorf gele­gen. Die Hof­ein­fahrt erfolgt über die Scha­per­stra­ße. Der Müh­len­teil ist von der Neis­e­cken­stra­ße sehr gut erkenn­bar. Der Bericht wird mit leich­ten Ände­run­gen hier abge­druckt.

Die­se Müh­le war die jüngs­te Müh­len­grün­dung im Dorf. Etwa zur glei­chen Zeit bekam das Dorf auch sei­ne bei­den eige­nen Back­häu­ser. Dies zeigt uns eine durch­aus gute wirt­schaft­li­che Situa­ti­on in der Zeit der ers­ten Hälf­te des 18. Jahr­hun­derts.

Über die Müh­le Scha­per­stra­ße 112 (Ass.-Nr. 13) ist uns aus dem Erben­zins­re­gis­ter fol­gen­des bekannt : Im Jah­re 1613 wird uns als Eigen­tü­mer Hein­rich Hoff­mann genannt, unter ande­rem dann auch Wanscha­pen.

In den Jah­ren 1683 und auch noch 1726 war auf dem Hof eine Bock-Wind­müh­le. Die­se Bock­müh­le ist aus einer Schleif­müh­le her­vor­ge­gan­gen. 1741, aber wohl schon frü­her, ist eine Was­ser­müh­le an ihrer Stel­le in Betrieb gewe­sen. Etwa ab 1725 wur­de aus der Bock­müh­le eine Ölmüh­le gemacht. Der Besit­zer hat­te ursprüng­lich das allei­ni­ge Recht des Ölschla­gens. Ergän­zung von J. Lehr­mann : Der „Oel­schlä­ger“ Andre­as Wahn­schaf­fe (Eigen­tü­mer der Mittl. Papier­müh­le) hat­te sie 1741ff. inne. Er pro­zes­sier­te 1774 gegen die Anle­gung einer Ölmüh­le durch den Ober­amt­mann Wahn­schaf­fe in der ehem. Fürst­li­chen Papier­müh­le sowie gegen die Ein­rich­tung eines Ölgangs auf der ehem. Ober­müh­le. Den­noch wird es dabei nicht geblie­ben sein, denn Fried­rich Knoll weist in sei­ner „Topo­gra­phie des Her­zog­tums Braun­schweig“ (1897, S. 1649) für Räb­ke an der Schun­ter nicht weni­ger denn 10 Müh­len auf, näm­lich fünf Mahl‑, vier Oel- und eine Senf­mühle. Es wer­den hier die Mahl- und Ölgän­ge sepa­rat gezählt wor­den sein. Andre­as Wahn­schaf­fe wird 1735 übri­gens auch als Walk­mül­ler bezeich­net.

An Stel­le der bis­he­ri­gen Müh­le wur­de 1859 die heu­ti­ge „Wille­cke“ gebaut.

Im Jah­re 1900 wur­de auf das Recht des Ölschla­gens ver­zich­tet.

1908 kam die Müh­le in den Besitz der Fami­lie Wille­cke“. Die Fami­lie Wille­cke hat­te 1908 ihren Hof in der Schul­stra­ße direkt an der Schun­ter ver­kauft. Der Groß­va­ter von Hein­rich Wille­cke, er hieß gleich­falls Hein­rich, kauf­te nun 1908 die Müh­le an der Scha­per­stra­ße, ASS-Nr. 13.

Der Ölmüh­len­be­trieb dau­er­te von 1917 bis 1923, und das Öl der Ölmüh­le wur­de damals liter­wei­se abge­ge­ben, ent­spre­chend der Anlie­fe­rung der Ölsaa­ten aus Mohn, Lei­nen, Raps und Buch­eckern. Die Ölsaa­ten wur­den von den Bau­ern aus Räb­ke und der nähe­ren Umge­bung gelie­fert, erin­nert sich Hein­rich Wille­cke an die­se Zeit sei­ner Jugend.

Die Müh­le wur­de dann ab 1924 zum Schro­ten und Häck­sel­schnei­den genutzt bis in den Anfang des Krie­ges hin­ein. 1964 wur­de dem Müh­len­hof die „Gerecht­sa­me“ aberkannt, das heißt, die Rech­te und Pflich­ten, die aus dem Unter­halt des Müh­len­gra­bens von der Brü­cke an der Krug­stra­ße bis zur Brei­ten Stra­ße ent­stan­den, die­se sind durch die Nie­der­säch­si­sche Regie­rung in die All­ge­mein­heit über­ge­gan­gen durch einen Geset­zes­be­schluss. Dage­gen vor­zu­ge­hen, hat sich Hein­rich Wille­cke ver­sagt, um den Kos­ten und Aus­ga­ben zu ent­ge­hen, die auf ihn zukom­men wür­den, wie ihm sei­tens der Regie­rung gesagt wur­de, es wäre für ihn bes­ser, davon die Fin­ger zu las­sen.

Die Müh­len­be­sit­zer hat­ten bis dahin die Sei­ten­be­fes­ti­gun­gen zu unter­hal­ten, also aus­zu­schläm­men. Da, wo heu­te der klei­ne Was­ser­fall ist, war frü­her der Kolk mit dem Was­ser­rad, den hat­te noch sein Vater mit Sand­stei­nen aus­ge­stellt, die nun zer­schla­gen wer­den muss­ten, weil die Gemein­de dar­auf bestan­den hat­te, den Müh­len­gra­ben an die­ser Stel­le jetzt 30 cm tie­fer zu legen. Vor­her war es für den Betrieb einer Müh­le not­wen­dig gewe­sen, dass das Was­ser von oben her ein biss­chen schob, hier konn­te vor­ge­staut wer­den und die letz­ten 30 m bekam das Was­ser dann ein biss­chen mehr Schuss und hat­te so am Was­ser­rad selbst mehr Druck. Das Was­ser­rad hat­te eine Leis­tung von etwa 6 PS und damit wur­de geschro­tet und gehäck­selt und Öl geschla­gen.

Ober­halb des Was­ser­ra­des befand sich ein Wehr, das etwa 1950/52 erneu­ert wer­den muss­te. Damals muss­te noch an die ande­ren Anlie­ger­müh­len ein ent­spre­chen­der Betriebs­aus­fall gezahlt wer­den, wenn ein Wehr wie­der zemen­tiert wur­de. Das Was­ser war durch das Wehr auf gut 80 cm Tie­fe ange­staut, heu­te ist auch die­ses Wehr ver­schwun­den. Als Kind ist Hein­rich Wille­cke ein­mal am Wehr ins Was­ser gefal­len, und wie er sag­te, konn­te er dar­in rich­tig schwim­men. Über die­se Stel­le gibt es auch eine klei­ne Geschich­te, die uns von Wal­ter Homann erzählt wor­den ist : „Als Kind hat­te er hier ein­mal mit einem Korb vier Forel­len gefan­gen und auf die Böschung gelegt, als ein Alt-Gesel­le aus der alten Tisch­le­rei Wei­busch vor­bei­kam und sich von den vier Forel­len drei nahm mit den Wor­ten, wenn er etwas dage­gen habe, wür­de er dem alten Wille­cke Bescheid sagen. Da Wal­ter im Was­ser stand und sein Gegen­über auch viel grö­ßer gewe­sen war, blieb ihm nichts ande­res übrig, als sich mit wenigs­tens einer Forel­le zufrie­den­zu­ge­ben.“ Wor­aus auch zu erse­hen ist, dass sogar die Fische im Müh­len­gra­ben zur Müh­le gehör­ten.

Vom Wehr her floss das Was­ser auf zwei Holz­schie­nen zum Was­ser­rad, und wenn das Wehr gezo­gen war auf dem Schütt über dem Was­ser­rad, das auf die­se Wei­se ober­schläch­tig ange­trie­ben wur­de. Auf der zwei­ten Schie­ne floss das Was­ser an dem Was­ser­rad vor­bei. Wur­de das Müh­len­rad abge­stellt, floss alles Was­ser auf der zwei­ten Schie­ne. Vor dem Wehr, auf dem Drei­eck an der Abzwei­gung der Schun­ter vom Müh­len­gra­ben an der Krug­stra­ße, waren sechs Eschen gepflanzt wor­den, so hat es ihm sein Vater erzählt. Sechs Stück für die Müh­len im Dorf, nicht für die Senf­mühle, die nicht zu den Dorf­müh­len gezählt wur­de, da sie außer­halb des Dor­fes stand, am Unter­lauf der Schun­ter. Die Eschen soll­ten dazu ver­wen­det wer­den, bei Bedarf neue Wel­len in die Was­ser­rä­der ein­zu­bau­en, die ja eine gro­ße Ach­se haben muss­ten.

Dann wur­de das Öl mit Was­ser­kraft her­aus­ge­drückt. Dies geschah in einer gro­ßen Vor­rich­tung, in der zwi­schen vier Säu­len ein Kol­ben das Gut in einem Kübel zusam­men­press­te. Es war dies ein dop­pel­wan­di­ger Kübel, des­sen inne­re Wan­dung durch­lö­chert war, in die­sem drück­te der Kol­ben auf eine auf das Gut geleg­te ca. 1 cm star­ke Stahl­plat­te. Das Gut befand sich zwi­schen der obe­ren und einer unte­ren Stahl­plat­te in zwei star­ken Gewe­be­bah­nen, den Segeln. Durch den Druck lief das Öl nun in die unter­ge­scho­be­ne gro­ße Pfan­ne und von dort in den Topf. Die Druck­über­tra­gung erfolg­te durch eine von dem Was­ser­rad ange­trie­be­ne Was­ser­pum­pe. Nach dem Pres­sen kam der Topf auf ein Gestell, des­sen Unter­sei­te offen war, und nach­dem die Stahl­plat­ten und das Segel ent­fernt wor­den waren, wur­de der Ölku­chen her­aus­ge­schla­gen und in einem klei­nen Bre­cher gebro­chen. Der Ölku­chen wur­de dann als Kraft­fut­ter an die Kühe und Pfer­de ver­füt­tert. Die­se Pres­se ist nach­her nach Königs­lut­ter zum Land­ma­schi­nen­han­del Pis­to­ri­us gekom­men, der damit Stahl gedrückt hat. Der Kol­ler­gang wur­de in den sech­zi­ger Jah­ren an das Müh­len­mu­se­um in Gif­horn gege­ben.