Mühlengeschichte des Mühlendorfs Räbke

Die Müh­le Prinz­horn, heu­te Jen­sen

Auch die­se Müh­le wur­de gemäß den Recher­chen des Hei­mat­for­schers Franz Löding (1903 bis 1937 Leh­rer in Räb­ke) der­einst von Mön­chen erbaut : Bene­dik­ti­ner des Helm­sted­ter Klos­ters St. Lud­ge­ri errich­te­ten sie im Jahr 1228.

Wie die „Mönchs­müh­le“ und die Müh­le Lie­se­bach wur­de auch die­se Was­ser­müh­le an jenem Müh­len­ka­nal errich­tet, den zu Beginn des 13. Jahr­hun­derts die Zis­ter­zi­en­ser-Mön­che des Klos­ters Mari­en­tal zu Helm­stedt ange­legt hat­ten – alle drei sind wohl die nach­weis­lich ältes­ten des Dor­fes.

Gemäß Joa­chim Lehr­mann : Die­se Mahl­müh­le Ass.-Nr. 87 lag gleich unter dem Ort, nach Frell­stedt hin. Sie hat­te zuletzt ein ober­schläch­ti­ges Was­ser­rad von 5m Durch­mes­ser.

Das Erb­re­gis­ter von 1613 weist aus, dass die wei­ter unten lie­gen­de Mit­tel­müh­le zwi­schen Georg/Jürgen Saßen (auch 1663 u. 1667) Müh­le und Han­sen Wanscha­pen Müh­le (Frell­stedt, Ass. 1/Herrenmühle) lag. Sas­se, aus alter hie­si­ger Mül­ler-Dynas­tie, besaß die­se „Erben­zins­müh­le mit einem Gang“. Ihm folg­ten Hanß und ca. 1715 Andre­as Sas­se.

1719 ist Johann Fried­rich Wahn­schaf­fe hier Mahl­mül­ler – bis er die­se 1738 für sechs Jah­re an Hans Schön­duve ver­pach­tet (21 Alt 967). Bei­de sind Teil­neh­mer am „Müh­len­krieg“ gegen die Obe­re Papier­müh­le. Und da ihm die Müh­le benach­bart liegt, ver­wal­tet er auch die Mitt­le­re Papier­müh­le nach dem frü­hen Tod sei­nes Vet­ters Wil­helm Fried­rich Wahn­schaf­fe 1725–34. 1735 gibt Wahn­schaf­fe als Sicher­heit für eine Obli­ga­ti­on sei­ne „in Räb­ke bele­ge­ne Erb-Müh­le“ sowie sei­ne in Frell­stedt lie­gen­de Jun­kern-Müh­le derer von Hoym (2. von oben – Ass.-Nr. 3) als Sicher­heit an (Lehr­mann, 158, 160). Übri­gens kauft er auch noch 1747 die Frell­sted­ter Ober­müh­le Ass.-Nr. 1 von sei­nem Vet­ter, dem nach­ma­li­gen Dros­ten und viel­fa­chen Domä­nen- und Rit­ter­guts­be­sit­zer Georg Wil­helm Wahn­schaf­fe (eben­falls Enkel des Ernst/Lehrmann, 160). 1780 wird die Mahl­müh­le des Lude­wig Wahn­schaf­fe an Hein­rich Ernst Danehl ver­kauft. Joh. Hen­nig Scha­per ist Nach­fol­ger. 1845 : Mül­ler­meis­ter Joh. Friedr. Chris­toph Jür­gens.

Der ehe­ma­li­ge Räb­ker Bür­ger Alwin Rei­chardt berich­te­te über die Müh­le Prinz­horn im Jah­re 2005.Eine Kurz­fas­sung wird hier wie­der­ge­ge­ben.

Wenn ich mich nun auch über­wie­gend auf die Prinz­horn­sche Müh­le bezie­he, so ging es in den ande­ren Was­ser­müh­len doch fast genau­so zu. Alle Räb­ker Was­se­rä­der arbei­te­ten ober­schläch­tig. Die­se Was­ser­füh­rung war mög­lich, weil die Schun­ter inner­halb Räb­kes ein gro­ßes Gefäl­le besaß.

Fast über­all war das Wohn­haus und die Müh­le ein gemein­sa­mer Kom­plex, manch­mal rie­sig groß, wenn man sich z. B. den Müh­len­hof des Bau­ern Lam­pe anschaut, der einem Guts­haus oder gar einem klei­nen Schloss nicht unähn­lich sieht.

Wenn der Mül­ler sein Was­ser­rad still­le­gen woll­te, sei es wegen einer Repa­ra­tur oder dem Rei­ni­gen des Zulau­fes, so gab es dafür dann noch einen Neben­lauf, dem so genann­ten Umflut­gra­ben, wel­cher an der Müh­le vor­bei­führ­te und in der Regel auch etwas tie­fer lag.

Das Müh­len­ge­bäu­de selbst bestand über­wie­gend aus drei oder vier Eta­gen. In dem Dach­ge­bälk war die Win­de für den Fahr­stuhl unter­ge­bracht. Der gesam­te Kom­plex der Müh­le lös­te in mir eine unheim­li­che Emp­fin­dung aus, es war für mich eine fast uner­klär­li­che Tech­nik. Alles funk­tio­nier­te phan­tas­tisch.

So dreh­ten sich dort gro­ße Räder ver­ti­kal und hori­zon­tal, gro­ße Holz­zäh­ne grif­fen genau inein­an­der. Im hin­te­ren Teil der Müh­le führ­te eine klei­ne Tür zu dem Was­ser­rad und der dar­über flie­ßen­den Schun­ter. Es war alles so groß und gewal­tig, dass man die­se „Maschi­ne­rie“ beim ers­ten Erle­ben nicht begrei­fen konn­te.

Dazu kam noch das Rau­schen des Was­sers und drin­nen in der Müh­le das Gekräch­ze der vie­len Räder, die sich behä­big dreh­ten. Eine Eta­ge höher befand sich die Abfüll-Vor­rich­tung für das Mahl­gut, also für Mehl, Schrot und Kleie. Im gan­zen Raum lag stets eine leich­te Wol­ke des fei­nen Mehl­stau­bes.

In der dar­über­lie­gen­den Eta­ge waren die Ein­füll­trich­ter für das Getrei­de, wel­ches dann auf die sich dre­hen­den Mahl­stei­ne rie­sel­te, wo es dann zer­quetscht und gemah­len wur­de.

Inner­halb die­ser aus Holz gefer­tig­ten gro­ßen Trich­ter befand sich eine Glo­cke, wel­che an einem gebo­ge­nen Stahl­band befes­tigt war. Da sich der Trich­ter schüt­telnd hin- und her beweg­te, begann die­se Glo­cke zu bim­meln, sobald das abwärts rie­seln­de Getrei­de das Geläut frei­gab. Die­ses war für den Mül­ler das Zei­chen, dass er wie­der Korn nach­schüt­ten muss­te.

Am inter­es­san­tes­ten fand ich natür­lich den Fahr­stuhl. Die­ser war in sei­ner Abmes­sung nur etwa einen Qua­drat­me­ter groß, Platz hat­te nur der Mül­ler und ein Sack Getrei­de bzw. Mehl. Inner­halb des Fahr­be­rei­ches hing ein dickes Tau von ganz oben her­ab. Zog der Mül­ler kräf­tig an die­sem Tau, dann fuhr die­ser Fahr­stuhl nach oben, zog er nur schwach, ging es lang­sam abwärts. Und das alles mit der Kraft des Was­sers.

Bedau­erns­wer­ter Wei­se ist aber die Gesund­heit des Mül­lers durch den täg­li­chen Mehl­staub sehr in Mit­lei­den­schaft gezo­gen. Beson­ders der Lun­ge mach­te die­ser Staub zu schaf­fen. So hat­ten fast alle Mül­ler nach Jah­ren der Tätig­keit eine Staub­lun­ge.

Auch rund um die Müh­le gab es für den Mül­ler viel Arbeit. So muss­te immer wie­der das Grund­stück instand gehal­ten wer­den. Auch das Pferd bzw. die Pfer­de muss­ten ver­sorgt wer­den. Und selbst in der Müh­le gab es neben dem Mahl­be­trieb viel zu tun. So schärf­te Mül­ler Prinz­horn sei­ne Mahl­stei­ne selbst in mühe­vol­ler Fein­ar­beit, wenn die Ril­len der Stei­ne abge­schlif­fen waren. Mit einem Mei­ßen und einem schwe­ren Ham­mer wur­den dann die­se schlan­gen­för­mi­gen Ril­len nach­ge­ar­bei­tet.